GR247 – Bosques del Sur – Bikepacking solo

2. Februar 2023 – Tag 1 – Bozo Alcón – es ist kalt morgens um Acht: +1°C
Heute will ich in eine Mehrtagestour auf dem GR247 in die ‘Bosques del Sur’ starten: https://www.jaenparaisointerior.es/web/jaen-paraiso-interior/parque-natural/inicio

 

‘Bozo Alcón’ liegt südlich etwas ausserhalb des ‘Parque Natural Sierra de Cazorla, Segura y Las Villas’ ganz im Osten der Provinz Jaén, Andalusia. Bozo Alcón habe ich als Ausgangspunkt gewählt, weil es günstig auf meiner Reiseroute mit dem Camperino liegt. Ich habe schon im Dezember zu Hause mit Komoot eine Vier-Tage-Tour geplant und heute Morgen entsprechend Vorräte eingepackt. So um 10 Uhr bin ich dann soweit, es ist jetzt +5°C und ich starte auf der A-326 Richtung ‘Embalase de la Bolera’. An diesem Stausee treffe ich auf den GR247, dem ich nun über weite Strecken folgen werde (Der GR247 führt mit 21 Tagesetappen als Wanderweg durch den ‘Parque Natural Sierra de Cazorla y Segura’ – auch als  ‘Bosques del Sur’ bekannt).
https://www.jaenparaisointerior.es/bosques-del-sur/etapas

Noch 1km bis ich auf den GR247 stosse

Der Weg führt zuerst ziemlich flach und gut fahrbar am Stausee entlang …

… bevor er dann langsam ruppiger und teilweise auch steil ansteigend wird.

Beim ‘Cortijo del Punta Ana Maria’, einer zerfallenen Siedlung, mache ich Mittagpause. Der Aufstieg mit meinem voll beladenen “Muli” war teilweise ganz schön anstrengend und es waren auch einige Schiebepassagen zu bewältigen, aber die wunderbare Landschaft und die kreisenden Adler hoch über den Felswänden entschädigen mich dafür.

Es ist mittlerweile schon halb Drei und ich habe keine Ahnung, was mich auf der heutigen Etappe noch erwartet. Aber zuerst gehts nun mal auf einer gut fahrbaren Gravelroad talwärts. Beim ‘Vado de las Carretas’ quere ich den ‘Rio Guadalentin’ fahrend und hole mir in der Furt richtig nasse Füsse. Als ich zurück blicke, entdecke ich einen Steg, der den noch jungen Fluss überquert – zu spät für meine Füsse.

Ab hier folgt der GR247 ein gutes Stück dem ‘Rio Rio Guadalentin’ – und es ist ziemlich kalt in dem engen Tal, zumindest lassen das diese Eisflächen erahnen.

Aber es hat entlang des ‘Rio Guadalentin’ auch schöne Natur-Motive und der Weg ist gut fahrbar …

Irgendwann führt der Weg dann links vom Bach weg und ab jetzt wird es zeitweise richtig steil mit Rampen > 15% Steigung auf einem Schotterweg, und auch hier ist ab und zu mal ein bisschen Eis am Wegrand zu sehen.

Die ca. 200 Höhenmeter sind bewältigt und ich wähne mich schon nahe am Tagesziel …

… aber dieses Refugio sieht nicht so aus, wie ich meine, dass es aussehen müsste – und ich stelle fest, dass ich noch 11km weit entfernt vom “richtigen” Refugio bin. Eigentlich wäre ich ja müde genug, der GR247 ist nicht ohne, aber das würde mir meine ganze Etappenplanung durcheinander bringen. Also nehme ich zügig den Rest in Angriff, denn es ist ja schon ziemlich spät, und es wird bestimmt kalt hier oben auf knapp 1600 m.ü.m Anfang Februar …

Unterwegs treffe ich neben Eis und Schnee auch auf einen Brunnen, da hätte ich also nicht zusätzliche 2lt Wasser den Berg hochschleppen müssen. Es ist schon fast Sieben Uhr und kurz vor Sonnenuntergang, als ich das Refugio ‘Rambla Seca’ endlich erreiche. Das Thermometer zeigt +7°C, aber es fühlt sich deutlich kälter an.

Ich versuche noch, meine nassen Schuhe mit den letzten Sonnenstrahlen etwas zu trocknen … und richte mich dann im Refugio “gemütlich” ein.

Sonnenuntergang um 19.15 Uhr.  Da ich alleine hier bin, kann ich auch gut meinen “Muli” mit in die Schutzhütte nehmen. Aber zuerst muss ich mal ein bisschen sauber machen, die Gäste vom vorangehenden Weekend haben alles ein bisschen schmuddelig zurück gelassen. Und dann die Wasserpumpe testen: Da kommt aber nur ganz wenig schmutzig-braune Brühe hervor. Jetzt bin ich froh, hab ich genügend Wasser mitgeschleppt.

Es wird schnell kalt nach dem Sonnenuntergang: Ich sende mit dem GARMIN inReach noch eine kurze SMS nach Hause: Alles Gut! – Handyempfang gibt es hier keinen – koche mir Nudeln mit Tomatensauce und heissen Tee und verkrieche mich dann schnell in den wärmenden Schlafsack von EXPED.

Die technischen Daten der Tagesetappe ‘Pozo Alcón – Refugio Rambla Seca’:
44.5km | 1073hm | Zeit in Bewegung 4h 31′ | Zeit unterwegs 7h 34′

Link zur Tour mit noch viel mehr Handyfotos:
https://www.komoot.de/tour/1023022083


3. Februar 2023 – Tag 2 – Refugio Rambla Seca – morgens um Acht ist es +2°C in der Schutzhütte. Kaffee kochen und Haferbrei, alles zusammenräumen und los. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Zeit das  alles in Anspruch nimmt. Es ist schon wieder 10 Uhr als ich mich endlich auf den Weg mache.

Die Gravelroad führt nun über eine Hochebene durch eine karge, aber schöne Landschaft 13.5km bis zum nächsten Refugio ‘Campo del Espino Pontones’ auf 1709 m.ü.m

Die vielen Schlammpassagen waren eine echte Plage und manchmal kaum zu umgehen, weil oft noch Zäune den Umweg über die Weiden versperrten. Nach dem Refugio gings dann langsam bergab, immer waren noch viele Schlammlöcher, bis ca. km 20 der Tagesetappe. Bei km 24 komme ich dann am ‘Nacimiento Rio Segura’ an.

Hier gibt es eine Ausflugs-Bar, Kaffee und Schockoladekuchen.

Hier verlasse ich den GR247 und fahre auf der kleinen Fahrstrasse JF-7047 nach ‘Pontón Bajo’, wo ich nach etwas suchen einen Brunnen finde und aufwassere. Merke: Wenn du in Spanien Wasser findest, dann fülle deine Flaschen! es kommt nicht allzuoft vor, dass du an einen Brunnen mit fliessend Wasser kommst.

Hier verlasse ich auch meine geplante Route, ich kürze etwas ab, weil die Zeit verrinnt wie Schnee in der Frühlingssonne, und fahre auf der A-317 Richtung ‘Hornos’, ein schönes Nest an einem Berghang. Aber ‘Hornos’ lasse ich rechts liegen, biege vorher bei ‘La Platera’ links ab, runter an den ‘Embalase de Tranco de Beas’ und folge dann der kleinen Strasse nordwärts bis an das Ende des Stausee, um auf der anderen Seeseite auf einem Wanderweg wieder südwärts dem See entlang zu fahren bis zu einem Platz, den ich vom ‘Mirador Morra de los Canalizos’ erblickt habe, in der Hoffnung, dass ich dort einen halbwegs eben Platz finde um mein Zelt aufzustellen.

Wie unschwer zu erkenen, ist die Sonne bereits weggetaucht während ich mein kleines Zelt austelle. Dann noch kochen, essen, Tee und Kaffee und ab in den Schlafsack. Der ‘Embalase de Tranco de Beas’ liegt auf ca. 500 m.ü.m, heute hatte ich also mehr Tiefen- als Höhenmeter auf dem Tacho.

Die technischen Daten der zweiten Tagesetappe:
61km | 787hm | Zeit in Bewegung 4h 45′ | Zeit unterwegs 7h 30′
Links zur Tour mit noch viel mehr Handyfotos:
Erster Teil: https://www.komoot.de/tour/1023088578
Zweiter Teil: https://www.komoot.de/tour/1023229872


4. Februar 2023 – Tag 3 – Du schaffst das! Ja, Gestern Abend nach dem Kochen habe ich festgestellt, dass in meiner Gaskartusche nicht mehr allzuviel Gas lagert. Ein big mistake – es ist viel zu kalt nachts, um ohne warmes Essen und Getränke eine weitere Nacht draussen zu verbringen (zumindest für mich 65ig jährigen Viejo). Und es war kalt heute Morgen, minus 3°C hat der Velocomputer angezeigt, und ich hab’s ihm sofort geglaubt:

Um Neun kam dann die Sonne langsam über den Berg gekrochen (Mann kann es ja kaum erwarten und es scheint ewig zu dauern wenn es schön kalt ist) und hat mit ihrer wertvollen Arbeit begonnen:

Bis ich dann endlich alles einigermassen getrocknet und zusammengepackt hatte, war es halt schon wieder 11 Uhr! Und gute 100km standen noch zwischen mir und dem Camperiono, wollte ich ohne 3. Übernachtung auskommen.

Mein Zeltplatz in der Vormittagsonne am ‘Embalase de Tranco de Beas’

Du schaffst das! habe ich mir immer wieder gesagt, während ich mich mit meinem “Muli” vorwärts kämpfte. Kopf runter und Druck auf die Pedale, war mein Thema des Tages.

Die ersten 3 km kämpfte ich mich auf dem Wanderweg bis zur Strasse, dann kurz vor ‘El Tranco’ auf der A-319 angekommen wollte ich einfach Strecke machen. Aber leider führte die Strasse nicht schön eben dem See entlang; nein – dauernd ging es rauf und danach voll demotivierend gleich wieder runter – Höhenmeter ohne Sinn und Zweck sozusagen. In ‘Arroyo Frio’ angekommen (ein sehr touristischer Ort), habe ich erst mal eine Kaffeepause eingelegt und auf Komoot die Route studiert …

… bevor es dann zur Sache ging: Wieder rauf in die Berge, rauf in den Schnee! Aber zuerst wollte mich das Navi (Komoot) einen steilen Wanderweg hoch schicken. Ich hab dann die Strasse genommen – und bei diesem Umweg wieder 100hm “verloren”. Das war nun wirklich nicht sehr aufbauend. Bei ‘Vadillo Castril’ bin ich an einem Campingplatz vorbei gekommen, um diese Jahreszeit natürlich geschlossen, und ich habe mir echt kurz überlegt, ob ich da über den Zaun klettern und in eine Hütte einbrechen sollte.

Aber das Motto war ja: Du schaffst das!

Die JF-7092, zu Beginn noch eine schmale Asphaltstrasse, bald dann auf Schotter wechselnd, führt am ‘Rio Guadalquivier’ entlang zu dessen Quelle, stetig bergauf natürlich und dann weiter über den Berg Richtung Pozo Alcón.

Abends um 17 Uhr – endlich beim ‘Nacimiento Rio Guadalquivier’ angekommen, nur noch 36km bis ‘Pozo Alcón’ sagt das Strassenschild. Ein Auto hält an und der ältere Herr (ein Jäger?) kurbelt das Seitenfenster runter und fragt mich, wo ich den noch hin wolle? ‘Pozo Alcón’ sage ich ihm (Ich hab ja grad vorher gesehen, dass die Gravelstrasse sogar so angeschrieben ist). Er schüttelt vehement den Kopf, meint da sei kein Durchkommen mit dem Bici, die letzten 3 km seien ‘placa de hielo’, ich solle umdrehen und mir ein Hotel suchen. Aber A) wäre das nächste Hotel in ‘Arroyo Frio’, B) habe ich keine Lust soweit zurück zu fahren und C) ist mein Motto doch: Sam, du schaffst das! Und so hat er kopfschüttelnd sein Fenster wieder hochgekurbelt und ich habe mich auf die Pedale gemacht, den Berg hoch, wieder hinauf auf 1860 m.ü.m, immer gespannt, wann ich auf diese ‘placa de hielo’, die Eisdecke stossen werde. Der Aufstieg war anstrengend, aber auch sehr schön im Abendlicht:

Die Abendröte an den Felswänden war so schön, dass ich trotz schnell eintretender Dämmerung immer wieder stoppen und fotografieren musste. Ja – einfach nur “Kopft runter und durch” macht ja auch keinen Sinn.

Und etwas Schnee auf der Fahrbahn gab’s dann auf den letzten 500m vor dem Pass auch noch, war aber kein Problem zum “Durchkommen”:

Endlich oben angekommen, ist die Sonne schon eine Weile abgetaucht.

 

Ja und das ist dann das letzte Bild, Vollmond, aufgenommen auf der Abfahrt irgendwo noch weit oben bei ‘Puntal de Puerto Llano’. Danch war die Dämmerung bald schon so stark, dass ich das Licht anmachen musste. Die JF-7092 war in dieser Abfahrt oft sehr rau, es hat mich trotz sehr verhaltenem Tempo echt heftig durchgeschüttelt – und die Abfahrt ist mir schier endlos vorgekommen, bis ich dann endlich auf die A-6206 und damit wieder aus Asphalt gestossen bin. Aber landschaftlich ist diese JF-7092 ein absoluter Hammer, müsste man unbedingt mal noch bei Tageslicht machen! Auf der A-6206 bis Pozo Alcón waren es dann noch ca. 10km in völliger Dunkelheit, der Vollmond war irgendwie verdeckt durch Bäume und Berge.

Um 20.30 bin ich dann beim Camperino angekommen, völlig erschöpft und trozdem  happy: HAPPY, weil ich es geschafft habe; und happy weil ich den Camperino unversehrt auf mich wartend vorgefunden habe.

Die technischen Daten der dritten Etappe:
104km | 1835hm | Zeit in Bewegung 7h 22′ | Zeit unterwegs 9h 30′
Und hier noch der Link zur Tour auf Strava: https://www.komoot.de/tour/1024141510


Ausrüstung:

  • Gravelbike: SONDER Camino mit Flatbar und Aerobars
  • Stromversorgung Nabendynamo von SON
  • Navigation: GARMIN EDGE 830
  • Gepäcktransport: Div. Gepäckträger, Taschen, Täschli …
    (Ich bin der “Täschli-Maa” im Veloplus Bern)
  • Wertsachen: Hip Pack Pro 3lt von EVOC
  • Zelt: MIRA 1 HL von EXPED
  • Isomatte: .. von EXPED
  • Kopfkissen: ..von EXPED
  • Schlafsack: Trekkinglite -10° M von EXPED
  • Campingstuhl: HELINOX Zero
  • Gaskocher: Koro von ALPKIT
  • Pfannen: Titan – diverse
  • Kamera: SONY RX100 II
  • Handy: SAMSUNG S8
  • Powerbanks: Diverse
  • Notfall: GARMIN inReach SE+

 

Ach ja – hab ich fast vergessen zu erwähnen – das Bike wiegt mit Gepäck und voll aufgewassert (ca. 4.6lt) um die 40kg

 

 

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