Spanien – Murcia – Andalusien – wir kommen ganz bestimmt wieder!
Unser Résumé
Harmonie: Wir hatten das erste mal gemeinsam sechs Wochen Urlaub am Stück, dh. wir waren sechs Wochen Tag und Nacht zusammen, im Camperino auf rel. engem Raum (ca. 10m2). Es war Winter (26. Nov. – 7. Jan.), also abends früh dunkel und nach Sonnenuntergang kühl – kalt, morgens um acht Sonnenaufgang. Man verbringt deshalb viel mehr Zeit im WoMo als zB. in den Sommerferien. Ein Glück also, wenn man sich gut versteht und auch auf engem Raum gut miteinander harmoniert. Wir hatten sechs schöne Wochen zusammen.
Wetter: Wir hatten extrem Wetterglück, in den sechs Wochen hatten wir vier Regentage, dazu einige Tage mit Wolckendecke/Nebel und der ganze Rest war einfach Sonnenschein pur, von morgens um acht bis nachmittags um fünf. Die Temperaturen waren unterschiedlich. Die kälteste Nacht hatten wir in Guadix mit ca. minus 3°, die wärmsten Nachmittage an der Costa Calida mit teilw. über 20°. Gefühlt ist es aber oft deutlich weniger warm, weil vielfach ein teilweise kräftiger Wind bläst; kommt er aus Afrika, ist er schön warm, kommt er vom Landesinnern ist er meist unangenehm kalt.
Verkehr: Die Spanier sind sehr angenehme und rücksichtsvolle Autofahrer. Raser und gefährliche Überholmanöver haben wir kaum erlebt. Die Hauptverkehrsachsen sind meist gut ausgebaut. Mit der Geschwindigkeits-Signalisation hatte ich allerdings meine liebe Mühe und verstehe noch immer nicht ganz, wann und wie lang/weit die häufigen 30kmh-Zohnen gültig sind?
Um grosse Städte herum herrscht reger Verkehr auch auf den Autobahnen, ansonsten ist wenig Traffic und man kann sehr entspannt reisen. Über Land sind wir manchmal zig Kilometer keinem einzigen Auto begegnet.
Velo fahren: Die Spanier sind meist sehr rücksichtsvoll gegenüber den Fahrrad-Fahrenden und überholen mit grossem seitlichem Abstand auf der Gegenspur, resp. warten geduldig bis die Gegenspur auch wirklich frei ist. Das ist wirklich toll und lobenswert, danke liebe Spanier! Aber: Der Küste entlang hat es nicht gerade viele Nebenstrassen, so dass man meist auf den grossen Hauptverkehrsstrassen unterwegs ist, was uns persönlich nicht so gut gefällt. Zu mindest entlanf der Küsten haben wir so gut wie kein Nebenstrassen-Netz gefunden, das zum Radfahren einladen würde (Ausnahmen haben wir im Blog beschrieben). Im Landesinnern sind wir mit dem Camperino auf schönen Landstrassen und über schöne Pässe gefahren, die wir uns als Velotouren sehr gut vorstellen können (Aber nicht im Winter, ist dann einfach zu kalt im Landesinnern, da bieten sich das Frühjahr und der Herbst sicherlich besser an).
Entsprechend sind wir in diesen sechs Wochen nicht wirklich viel auf dem Velo (Fahrrad) gesessen, leider.
Baden: Das Mittelmeer hatte ca. 16° C, für uns ganz einfach zu kalt! Aber wir haben auch Leute gesehen, die lange und genüsslich gebadet haben.
Einkaufen: Spanien ist deutlich günstiger als Frankreich – und viel viel günstiger als die Schweiz. In den Dörfern findet man oft auch noch kleinere Geschäfte und Mini-Supermärkte, die viel sympatischer sind als die grossen Carrefour’s und Co. Das Abgebot in Spanien ist reichhaltig, einzig Reform- und Bioprodukte haben wir nicht viele gesehen.
Bezahlen: Wir konnten fast überall mit unserer EC-Karte bezahlen (Tankstellen, Campingplätze, Supermärkte etc.), entgegen den vielen Berichten, die wir vorgängig gelesen hatten.
Märkte: Schöne Wochenmärkte mit Produkten aus der Region, wie wir sie aus der Provence kennen und lieben, haben wir in Südspanien leider keine angetroffen. Ob es sie gibt? Wir wissen es nicht. Wir waren zwei mal auf einem Markt, und beide Male waren es überwiegend billige (billigst) Kleider, die angeboten wurden nach dem Motto: dos por cinque (Zwei Stück für 5 Euro).
Essen gehen: Wir gehen normalerweise nicht oft auswärts Essen, ist uns einfach zu teuer und trifft meistens auch nicht unseren Geschmack. In Südspanien waren wir aber doch einige Male ganz gut Essen, und das tolle an Spanien ist, man kann an vielen Orten bis gegen fünf nachmittags noch Mittagessen! Das erspart uns dann das Kochen am Abend. Ich bin ja kein Fischesser (Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht), aber ich habe doch zweimal eine richtig gute Fischplatte verspeist, mit Blick direkt aufs Meer. So hat das natürlich eine ganz andere Qualität.
Campingplätze: Wir versuchen so oft wie möglich frei zu stehen, aber ab und zu braucht Mann/Frau auch eine richtige Dusche, die Akkus brauchen Strom, die Kleider eine Waschmaschine und Ver- Entsorgen (WC/Grauwasser/Frischwasser) ist auf den Campingplätzen auch inklusive. An den meisten Orten haben wir um die 17 – 19€ pro Nacht inkl. Strom bezahlt. Das sind natürlich Winterpreise! Die Ganzjahres-Campings sind meist recht gross und oft von deutschen und englischen ‹Überwintern› dominiert. Vereinzelt trifft man auch auf kommerzielle Caravan-Stellplätze, die wir aber gemieden haben: Wohnmobil an Wohnmobil in Reih und Glied ist nicht so unser Ding!
Freie Übernachtungsplätze: Wir waren mit dem WOMO-Führer Süd-Spanien Band 47 vom WOMO-Verlag (www.womo.de) unterwegs. Hubert und Gudrun Kügler stellen darin viele freie Plätze vor. Wir mussten aber feststellen, dass etliche ihrer Plätze mittlerweile geschlossen/gesperrt worden sind. Wir haben immer wieder schöne Plätze gefunden, vor allem an der Costa Calida. Grundsätzlich kann man wohl sagen, (zumindest für den Moment) dass die vielen Campingverbote im Winter meist nicht kontrolliert/durchgesetzt werden. Wir hatten jedenfalls nie Probleme. Aber wenn man die zunehmende Invasion der oft riesigen Reisemobile in Süd-Spanien betrachtet, die sich teilweise monatelang an einem einzigen Platz einrichten, kann man sich vorstellen, dass bis in ein paar Jahren freie Stell- und Übernachtungsplätze sehr rar werden, was wir einerseits gut verstehen können und andererseits natürlich auch sehr schade finden.
Ver- und Entsorgen: Das Bord-WC ist bald mal voll, und der Grauwassertank beginnt zu müffeln. Entsorgen ist Spanien bislang nicht so einfach. Es fehlen noch fast überall entsprechende Einrichtungen, so dass man auf die Stellplätze und die Campingplätze angewiesen ist. Vereinzelt gibt es Tankstellen, die einen Entsorgungsservice anbieten. Freie, öffentliche Entsorgungsstellen in Dörfern sind sehr selten! Bedenkt man die grosse Anzahl von Reisemobilen, die in Spanien unterwegs sind, besteht da ganz bestimmt Handlungsbedarf: Wir wollen ja unsere Sch…. nicht in der Natur entsorgen.
Die Spanier scheinen da weniger ‹gehemmt› zu sein. Abfall wird einfach überall liegen gelassen und hingeschmissen, am Strassenrand, am Dorfrand, in der Pampa und genauso auch am Strand; und das trotz der vielen Abfallkübel und Container, die überall aufgestellt sind und auch regelmässig geleert werden! Das ist sehr Schade, denn eigentlich ist Spanien ja ein sehr schönes Land, aber man muss den überall herumliegenden Müll schon ausblenden können.
Tanken: Das Tankstellennetz ist gut ausgebaut – und der Sprit ist einiges günstiger als in der Schweiz.
Telefonieren: Wir haben ein Europa-Abo von UPC und konnten damit problemlos telefonieren und surfen ( 1GB Daten/Monat inkl.). Für den Blog haben wir eine Pre Paid Karte mit 3GB Daten dazu gekauft: Das war aber nicht so einfach. Da wir nie ausserhalb Europas unterwegs sind, haben wir keine gültigen Reisepässe, nur die ID. Viele Anbieter in Spanien fordern aber einen gültigen Reisepass für die Registrierung der SIM-Karte. Wir waren in Cartagena auf der Suche nach einem günstigen Angebot (ich hatte vorgängig einige recherchiert), aber erst beim dritten Shop (Orange) konnten wir eine 3GB-Karte für 20€ erstehen (Es gibt Anbieter mit 20GB für 20€, aber eben, Reisepass erforderlich!). Das Telefonnetz ist sehr gut, wir hatten selten Empfangsprobleme.
Distanzen: Das Land ist gross, die Distanzen sind es auch. ZB. Almería – Cadiz 550km, Granada – Cadiz 430km, Barcelona – Malaga 1055km …… insgesammt haben wir 6021km zurück gelegt und über 257.50€ für Autobahngebühren bezahlt.
Karten:
Michelin National 734 Espagne-Portugal 2017 als Anreise- und Übersichtskarte 1 : 1 Mio.
Michelin Regional Espagne 578 Espagna Sur 1 : 400’000.
Ich hatte mir noch einige spanische Regional-Karten 1 : 200’000 gekauft in der Hoffnung, darauf die schönen Nebenstrassen für unsere Velotouren zu finden (wie in Frankreich), aber das kann man sich schenken, wo keine schönen Nebenstrasse sind hilft auch eine Karte nicht.
Besser hat mir dabei Garmins Base Camp mit den Sanienkarten von frikart.no geholfen: OSM Topo Summer Spain und OSM Roadmap Spain. Planen auf dem Laptop mit Base Camp – Navigation mit dem Garmin Edge820 auf dem Lenker. Diese Garmin-Karten können kostenlos heruntergeladen und in Base Camp genutzt werden (Erfordert Base Camp oder öhnliches von Garmin).
Nach diesen sechs Wochen können wir auch Mapy.cz sehr empfehlen. Sabine hat die regionalen Karten auf ihr Tablet runtergeladen. Gerade ins Städten findet man sich mit diesen Karten auf dem Tablet sehr gut zurecht. Und wenn ich mal wieder die Nüvi-Navi-Kriese hatte, konnte sie mich mit dem Tablet besser durch Stadt und über Land lotsen, als mit einer Papierkarte (Auf dem Tablet mit GPS sieht man halt immer gleich, wo man sich gerade befindet und in welche Richtung man fährt, das macht das ‹Kartenlesen› deutlich einfacher). Mit Mapy.cz kann man auch die gefahrene Route aufzeichnen und abspeichern (Ob dabei Nutzerdaten und Profile übermittelt werden? Wir wissen es nicht. Jedenfalls waren die Karten-Downloads kostenlos, was evt. auf eine weiterführende Nutzung unserer Daten hinweisen könnte?).
Wer keine Datenspur hinterlassen will, muss wohl zwingend Papierkarten und Bargeld benutzen! Keine Kreditkarten! Keine Bankkarten! Keine smarten Geräte! Kein facebook und Co.! Kein Google und Gmail etc.!
Only PrePaid-Telefonkarte und Mobil nur in dringenden Fällen einschalten!
Kosten: Wir haben für die sechs Wochen knapp 2900€ gebraucht, davon für den Dieseltank satte 25%, für die Maut 9%, Campingplätze 7%, Einkaufen 31%, Bars und Restaurants 19%, der Rest für Kultur, Shopping etc.
Sabine hat dazu das erste Mal ein Reisekassabuch (App) auf dem Tablet geführt. Das fanden wir recht interessant und aufschlussreich, insbesondere auch im Hinblick auf spätere Reisen (Wieviel kostet das Leben unterwegs?)
Anreise nach Südspanien: 1. Tag von Bern nach La Garde-Adhémar (freier Stellplatz) – 2. Tag bis Port-Vendres kurz vor der spanischen Grenze (Gemeinde-Stellplatz mit Entsorgung 6€) – 3. Tag bis Benicarló (Gemeinde-Stellplatz mit Entsorgung kostenlos) – 4. Tag bis La Manga, Costa Calida (Campingplatz). Hier werde ich exakt Sechzig und unser Urlaub beginnt.
Der Weg ist weit von Bern nach Süd-Spanien, zumindest für uns, die wir im täglichen Leben mit dem Velo unterwegs sind und das WoMo höchtens mal für einen Wochenendausflug oder einen Grosseinkauf benutzen.
Unsere Reiseroute durch Murcia und Andalusien.
Der gesamte Reisebericht ist in drei Teile aufgeteilt:
Part 1: Gestartet sind wir nach der viertägigen Anreise in La Manga am Mar Menor. Ein Tag Campingplatz (Regen) und dann zwei Tage Strand: Playa Calblanque. Weiter nach Cartagena (Stadtbesichtigung) und Sim-Karte kaufen. Von Cartagena sind wir an den Golfo de Mazzarón gefahren. Weiter ins Landesinnere von Murcia, nach Caravaca de la Cruz und Bullas. Von da über Land nach Aguilas und an die Grenze Murcia-Andalusien, an die Playa del Carolina und die Playa de Las Palmeras bei San Juan de los Terreros.
Part 2: Via Camping in Las Negras nach Los Escullos und San Juan. Nächtser Halt Playa de los Genoveses und Cala de la Media Luna bei San Juan. Via La Fabriquilla nach Almería. Von Almería über Nijar und durch die Tabernas-Wüste bis nach Guadix. Höhlenhäuser in Guadix. Weiter nach Granada zur Alhambra. Wieder hinunter ans Meer und sofort weiter nach Ronda. Nächstes Ziel Zahara und dann weiter über den Pass ‘Puerto de las Palomas’ nach Grazalema und bis Arcos de la Frontera. Die Via Verde de la Sierra bei Puerto Serrano mit den Velos. Dann ab an die Costa de la Luz.
Part 3: Heilig Abend und Weihnachtstag in Cadiz. Wir besuchen meinen Sohn im Surfparadies El Palmar. Flucht vor dem Regen zurück nach Almería. Und nochmals in die Sierra del Cabo de Gata. Velotour in der Sierra. Und nochmals an die Playa de Las Palmeras. Und schon gehts langsam nordwärts, heimwärts, zuerst nach Bolnuevo. Nächste Station ist Benicarló. Dann Cap Cerbère an der Grenze Spanien-Frankreich. Letzter Halt: La Garde-Adhémar.
Am 7. Januar 2018 wieder Zu Hause, ohne Probleme, ohne Panne, gesund, nur müde und etwas traurig, weil – unsere grosse Reise ist leider schon zu Ende.