Campania – und die Rückreise

Laute Männerstimmen wecken mich schon vor sieben Uhr morgens. Ich denke: Haben denn die kein Zuhause? Was soll der Krach so früh am Morgen? Weil der Himmel über mir blau scheint, stehe ich schon mal auf und öffne vorsichtig die Vorhänge, um zusehen, was da los ist. Ops: Die lauten Männerstimmen sind gerade dabei, ihre Marktstände für den Wochenmarkt aufzubauen – und ich stehe mitten drin.

Freitag 15. März 2024 – Schnell weg – und ein Pilgerweg für Rindviecher

Ja, sowas hatten wir doch schon mal vor Jahren in Spanien. Jetzt also schnell weg, bevor der Markt ganz aufgebaut ist, sonst muss ich dann bis Nachmittag mittendrin stehen bleiben; und ich hab doch gar nichts zu verkaufen! und so bin ich schon vor dem Morgentee weiter der Küste entlang nach Palinura gefahren (nur 12km ins nächste Dorf). Dort gibt es etwas ausserhalb an der Sp477 (beim Fussballplatz) schöne freie Stellplätze direkt am Strand.

nördlich von Palinura am Strand

Aber nur Strand, wer mich kennt weiss, das geht gar nicht. Also musste noch eine Biketour her. Und siehe da, in der Gegend befindet sich ein Pilgerweg. Das wär doch mal was, ein bisschen pilgern mit dem Bike! Nun, zuerst bin ich noch zum Leuchtturm von ‘Palinura’ hinaus gefahren, aber da ist kein Zugang (militärisches Sperrgebiet). Ein Foto von ‘Palinura’ gibt es aber trotzdem:

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Blick vom Leuchtturm über die Bucht von ‘Palinura’

Ja und dann auf der Strasse via ‘Casaburi’ – ‘Centola’ – ‘Foria’ – auf den erwähnten Pilgerweg. Wenn ich das heute richtig verstanden habe, dann ist Pilgern entweder total aus der Mode gekommen und die Pilgerwege werden nicht mehr gepflegt, oder Pilgern ist eine Prüfung/Strafe Gottes, oder der Hergott weiss was …

und diese netten Tierchen haben den ganzen Pilgerweg in Schlammlöcher verwandelt

entweder ist dieser San Nilo ein schwerer Sünder auf dem Weg der Läuterung …

… oder ich versteh jetzt, warum der moderne Pilger gerne mit dem Automobil bequem zu den bekannten und berühmten Kultstätten kutschiert. Und das beste zum Schluss: Der Pilderweg führt schnurstracks zum Strand hinunter – und dann? Da ist keine Kapelle, keine Kirche, keine Grotte, keine Maria, nichts, einfach nur Strand! zumindest auf meiner online-Karte endet der Weg auf diese Weise! Infos zum Pilgerweg gibts hier: https://www.terre.it/cammini-percorsi/le-schede-dei-cammini/il-cammino-di-san-nilo-tutto-quello-che-ce-da-sapere/

Und wer meine heutige Bikeroute und mehr Schlammfotos sehen möchte, klickt hier:
https://www.komoot.com/de-de/tour/1470504223

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Zur Belohnung gab es heute Abend wieder mal einen richtig schönen Sonnenuntergang.


Samstag 16. März 2024 – An der Küste gefangen …

Heute Morgen war es am Strand bei ‘Palinura’ noch schön sonnig, aber die Wolcken näherten sich von Nordwesten her. Der Plan für Heute: Weiterfahren der Küste entlang bis etwa auf Höhe ‘Salerno’. Als die Sonne dann langsam von den Wolken verdrängt wurde bin ich los gefahren, nordwärts, der Küstenstrasse SS447 folgend. Das ist eine Hauptverkehrsverbindung entlang dieser Küste! Und du ahnst es schon:

zuerst wird’s mal richtig eng (bei der Rückfahrt fotografiert) – Hauptverbindungsstrasse SP161 !!!

und kurz danach ist dann fertig lustig! Es sind zwar 2.50m zwischen den Klötzen (nachgemessen), aber entgegenkommende Autofahrer haben mir gesagt, ich soll besser umdrehen …

Jetzt muss ich ehrlicherweise gestehen: Das Navi wollte mich etwas vorher über den Berg schicken, genauer via ‘Rodi’ auf eine schmale Bergstrasse (Ich hab ihm nicht getraut, das schickt mich manchmal auf sonderbare Abkürzungen – mapy.cz – kostenlose App auf dem Tablet) Und eine Seniora in ‘Pisciotto’ hatte mich auch schon gewarnt, dass ich nicht durchkommen werde: “Strada terribile”. Aber die Strasse nach ‘Rodi’ ist so markiert (gelbes Schild rechts, für uns Schweizer heisst das doch Fahrverbot, oder?)

kann man da jetzt? oder soll man es besser bleiben lassen?

Also bin ich wieder durch das sehr enge ‘Pisciotto’ zurück gegefahren und wollte auf der SS447 zur SS18, aber die ist ja gesperrt, wie mich eine nette Dame erinnerte (Oh ja, die war ja schon bei der Hinfahrt gesperrt). Sie riet mir über Rodi zu fahren; es sei schlimm mit den Strassen und sie leiden ja selber darunter (anque noi). Aber bei ‘Rodi’ ist doch dieses Verbotsschild! Leider wusste ich nicht, wie das auf italienisch heisst. Auf der SS447 habe ich dann noch einen Carabinieri getroffen und ihn um Rat gefragt. Auch er hat mich nach ‘Rodi’ verwiesen. Also bin ich dann mit mulmigem Gefühl wieder durchs sehr enge ‘Pisciotto’ gefahren und habe den Weg via ‘Rodi’ unter die Räder genommen. Und siehe da, es ging dann doch ganz gut durch die Berge von ‘Rodi’.

Rodi liegt eingebettet in den Berghängen

bei ‘Mandia’ gab’s dann auch noch frisches Wasser aus drei Brunnenstellen:

frisches Bergquellwasser – was will man mehr …

Ok. Dann bin ich via ‘Vallo della Lucania’ auf der SS488 bis ‘Stio’ und danach auf der SP13B bis ‘Monteforte Cilento’ und weiter nach ‘Trentinara’. Da bin ich dann falsch abgebogen auf die SP137 und habe einen grossen Bogen gemacht nach ‘Pietrale-Capo di Fiume’ (Was für ein Name, für das da nichts ist!) Warum diese detaillierte Beschreibung? Diese Bergstrecke durch den ‘Parco Nazionale del Cilento, Vallo di Diano e Alburni’ (langer Name) wäre bei schönem Wetter ganz sicher wunderschön gewesen. Wäre – täte – hätte – manchmal passt es halt einfach nicht.

wunderbare Aussicht auf den Stausee ‘Bacino Alento’ hinab

Monte Sottano und das Dörfchen Giungano

Tja, jetzt sitze ich schlussendlich wieder in der Sosta Camper von ‘Salerno’, so wie anfangs der Tour, und der Kreis durch Süditalien schliesst sich hier wieder.

2830km stehen jetzt auf dem Tacho, also bin ich ca. 1600km in der Stiefelspitze herumgekurvt, und das mit den Kurven kannst du wörtlich nehmen!

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Morgen Sonntag geht’s dann nordwärts (Am Sonntag sind weniger LKW’s auf der Autobahn, was sicher angenehm ist ,=). Das Ziel ist noch nicht ganz klar: Entweder in die Toskana (‘Strade biance’) oder nach Ligurien (‘Finale’?). Die Wetterprognosen sind etwas besser für ‘Finale Ligure’, aber da hab ich nicht das richtige Bike dabei. Lassen wir es mal Morgen werden ….. der erste Teil der Fahrt ist sowieso derselbe auf der A1 Richtung ‘Rom’ – ‘Florenz’.

<<< Anmerkung zur Navy-App: Eigentlich ist sie ganz brauchbar, schade ist halt, dass man die Fahrzeuggrösse nicht eingeben kann, z.B. für Wohnmobil = LKW, dann würde es kleinste Strassen wohl vermeiden!? weil manchmal führt es auf enge, unnötige Abkürzungen, statt auf der Hauptverkehrsverbindung zu bleiben. Aber es hat neben der Verkehrs- und Luftbildkarte  auch eine ganz brauchbare Wanderkarte; diese ziehe ich manchmal auf Biketouren neben der Komoot-App zu Rate. Die App heisst Mapy.cz – und es gibt dazu ein weltweites Kartenpaket für rel. wenig Geld; Ich weiss nicht mehr genau wieviel, ist schon eine Weile her dass ich es gekauft habe. Achtung: Luftbildkarte nur mit Internetverbindung, die anderen Karten kann man vorher herunter laden, so dass sie offline gut funktionieren.>>>


Sonntag 17. März 2024 – auf der A1 nordwärts

Noch ein letzter Blick zur berühmten Amalfiküste …

Salerno – Amalfiküste im Morgenlicht

… und dann geht’s los – auf die A1 (Dank Navi gut gefunden ,=). Auch wenn heute nicht viele LKW’s unterwegs sind, du findest immer einen, in dessen Sog du dich mitziehen lassen kannst (Vorausgesetzt, dass du ich an einen dranhängst, was ich ganz gerne mache, die Fahrt ist so irgendwie stressfreier = Abstand halten!). Aktueller km-Stand heute Nachmittag 3302km, also bin ich heute nicht ganz 500km weiter gekommen; und zwar nach ‘Castelnuovo Berardenga’. ?????? Noch nie gehört? Ich auch nicht. Aber das Dorf liegt etwas östlich von ‘Siena’ im Herzen der ‘Strade Bianche’. Den Velofahrern unter uns sagt das was: Die wunderschönen, hellen Naturstrassen durch die Toskana sind beliebt bei den Vintage-Fans (Eroica – Gaiole in Chianti), aber sie sind auch mit einem zeitgemässen Gravelbike ein Vergnügen; und natürlich auch e-Bike-tauglich.

Kleiner Eindruck von meiner Test- und Erkundungsfahrt heute Nachmittag. Ich musste die Bremsbeläge ersetzten und habe endlich mal die knarzende e13-Kassette demontiert und gefettet. Ist jetzt besser – aber wie lange das anhält?

Mehr Fotos von der Erkundungstour: https://www.komoot.com/de-de/tour/1473801464

Ja, ich hab auch einen kurzen Spaziergang im Dorf gemacht, aber es gibt wohl lohnenswertere Ziele in der Toskana:


Montag 18. März 2024 – Kurztripp nach Siena

Ich hatte eine ruhige, ungestörte Nacht auf dem PP in ‘Castelnuovo Berardenga’.

Weil heute etwas Regen angesagt ist, fahre ich auf Asphalt nach ‘Siena’, einfach so.

‘Siena’ ist hübsch, gewiss, und auch jetzt mitte März vollgestopft mit Touristen, aber andere lohnende Ziele in der Gegen sind mir nicht bekannt. Und für die ‘Strade Bianche’ möchte ich trockene Verhältnisse haben, denn wenn sie nass sind ist fertig lustig!

plötzlich stand dieser bunte Paradiesvogel vor mir …

Die Hinfahrt: https://www.komoot.com/de-de/tour/1474473644

Weil es zum Glück noch nicht regenet, nehme ich auf der Rückfahrt ein paar “Erweiterungen” (Gegenteil von Abkürzungen) in Angriff und finde auch noch etwas ‘Strade Bianche’ unter den Rädern:

schöne Gravelroad, gesäumt von Zypressen

Teil zwei, der Rückweg: https://www.komoot.com/de-de/tour/1474623484

In beiden Komootlinks findest du natürlich noch viele weitere Fotos!

Für Morgen Dienstag ist dann schönes Wetter angesagt – und die ‘Strade Bianche’ sind auf dem Menuplan. Hoffen ist erlaubt ….


Dienstag 19. März 2024 – Strade Bianche

Ein wunderschöner Tag, schon früh am Morgen blauer Himmel und Sonne – es ist also möglich! Das passt gut für eine verkürzte Version der ‘Nova Eroica’ auf den ‘Strade Bianche’. Ausgangspunkt ist ‘Golonna di Grillo’, dort gibt es einen kostenlosen PP.

ab und zu trifft man auf solch eine Wegmarke

Hier ein paar Fotos zum ‘gluschtig’ machen. Es sind natürlich nicht durchgängig Kiesstrassen, dazwischen ist immer auch Asphalt. Gefühlt würde ich sagen, heute war fifty/fifty. Aber vielleicht täuscht es auch; auf Asphalt rollt es sich leichter und schneller.

Mehr Fotos und die Tourdetails wie immer:
https://www.komoot.com/de-de/tour/1475660143

Jetzt steht unser Forsty wieder auf dem PP von ‘Castelnuovo Berardenga’. Morgen möchte ich dann noch etwas ‘Berardenga Gravel’ machen, bevor es dann entgültig heimwärts geht.


Mittwoch 20. März 2024 – Berardenga-Gravel und das Ende naht …

Heute wieder strahlendes Sonnenscheinwetter wie ich es mir für die ganzen vier Wochen gewünscht hätte. Auf dem Programm steht 1. Beradenga-Gravel – 2. Heimwärts Richtung Norden aufbrechen …

Vom ‘Berardenga-Gravel’ habe ich mir wieder eine Kurzversion zusammengestell, das Original ist ca. 58km und 1190hm und besteht aus drei Schlaufen, die sich rund um ‘San Gusmè herum schneiden. Gestartet bin ich wieder am PP von ‘Castelnuovo Berardenga’.

wunderbare Gravelabfahrt in den toskanischen Hügeln

Die ganze Tour mit Fotos findest du hier:
https://www.komoot.com/de-de/tour/1476628788

 

800m Zypressenalleé in einer Geraden, leicht ansteigend …

In ‘San Gusmè’ hat es übrigens auch einen schön gelegenen PP, der sich auserhalb der Hochsaison sicher als Übernachtungsplatz anbietet:

Das ‘Centro Storico’ ist zwar klein, aber ganz hübsch und einen Spaziergang wert!

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Ja, und hier beginnt nun die Rückreise: Ich bin auf der SP484 durch das ‘Chianti’ bis ‘Florenz’ gefahren, dann durch Florenz hindurch (nicht empfehlenswert) und weiter auf der SR65 Richtung ‘Bologna’ – um wieder an dem kleinen Stausee ‘Lago Bilancino’ den schönen Übernachtungsplatz aufzusuchen, an dem ich ja schon die erste Nacht dieser Reise verbracht habe. So schliesst sich auch dieser Kreis wieder: Morgen geht’s dann auf der A1 via ‘Bologna’ – ‘Milano’ ins Tessin, und vielleicht, wenn ich fit genug bin sogar bis nach Bern? Lassen wir es Morgen werden ….

1 Gedanke zu „Campania – und die Rückreise

  1. hey man Pilgert mit Rucksack und Wanderschuh und vielleicht einer Mancheta doch nicht mit einem Bike. Sieht aber Romantisch aus, wunderschöne Gegend.

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